Die Ausbreitung des Islam 632 – 750

Asien - Orient
978-3-14-100770-1 | Seite 164 | Abb. 1| Maßstab 1 : 48000000

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Das Jahr 622, das erste nach islamischer Zeitrechnung, markiert die Flucht Mohammeds aus Mekka nach Medina und den Beginn der Ausbreitung des Islam. In Medina schlossen sich die untereinander zerstrittenen Stämme der Stadt unter der Führung des Propheten zusammen und bekannten sich zur neuen Religion. Nach der Einnahme Mekkas im Jahre 630 wurden die Juden und Christen zur Auswanderung gezwungen, zugleich wurde mit der Legitimität des "Heiligen Krieges" gegen alle sich nicht freiwillig unterwerfenden Völker die Zweiteilung der Welt in die Welt des Islam sowie die Kriegsgebiete verkündet. Beim Tode Mohammeds (632) hatte sich der Islam bereits über weite Gebiete der Arabischen Halbinsel ausgebreitet.
Einige arabische Stammesoberhäupter, die nur Mohammed selbst Gefolgschaft geschworen hatten, versuchten einen Aufstand gegen seinen ersten Nachfolger, den Kalifen ("Stellvertreter") Abû Bakr, der den Aufstand in einer blutigen Schlacht niederwarf. 633 marschierte Abû Bakr in Persien ein, drei Jahre später gelang es seinem Nachfolger Omar (634–44), das byzantinische Heer in Palästina vernichtend zu schlagen. 638 zog er in Jerusalem ein, ab 642 eroberte er das Gebiet des heutigen Irak und die zuvor byzantinischen Herrschaftsgebiete Syrien und Ägypten, nach Westen dehnte er sein Reich bis nach Libyen aus. In den eroberten Gebieten wurden Militärkommandanten als Statthalter eingesetzt. Kalif Omar gilt als eigentlicher Schöpfer des islamischen Weltreichs.
Unter Omars Nachfolger Otman (644–656) wurden große Teil des Kaukasus und das Indusgebiet eingenommen, 655 wurde die byzantinische Flotte vernichtend geschlagen. Nach der Ermordung Otmans setzte sich die Spaltung fort, die sich während seiner Regierungszeit mit der Herausbildung der islamischen Konfessionen, Sunniten und Schiiten, abzuzeichnen begann. Der Kampf um die Frage der legitimen Nachfolge spaltete das Araberreich in die Anhänger des Kalifen Ali ibn Abu-Talib, des Schwiegersohns Mohammeds und in diejenigen Moawijas, wie Otman ein Angehöriger der Omaijadendynastie. 661 übernahm Moawija das Kalifenamt und begründete damit die bis 750 dauernde Epoche der Omaijaden.
Ab 670 eroberten islamische Araber den Norden Afrikas bis nach Marokko. Ab 707 breitete sich die neue Lehre auch in Indien aus. 711 markierte der Sieg nordafrikanischer Mauren in Jerez de la Frontera das Ende des Westgotischen Reiches und den Beginn des maurischen Spanien. Auf ihrem Vormarsch nach Frankreich wurden die Araber erst 732 bei Tours und Poitiers von Karl Martell und seinem Frankenheer gestoppt. Mit der Ausrufung des Kalifats von Córdoba erlebte das maurische Spanien in den Jahren zwischen 929 und 1002 eine glanzvolle Epoche.

Der Islam heute
Der Islam ist nicht nur seinem universalen Anspruch, sondern auch seiner Verbreitung nach eine Weltreligion, zu der sich nach neueren Schätzungen zwischen 700 Mio. und 1 Mrd. Menschen bekennen. Nach einer Schätzung aus dem Jahr 1995 leben in Asien etwa 640 Mio. Muslime, 280 Mio. sind es in Afrika. In absoluten Zahlen gerechnet folgen die Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion (39 Mio.), Europa (13 Mio.), Nordamerika (3 Mio.) und Lateinamerika (1 Mio.).
Staatsreligion ist der Islam in Pakistan, Bangladesch, Iran, Irak, in Ägypten, Marokko, Tunesien, Sudan, Saudi-Arabien, Brunei, Jemen, Katar, Kuwait, Libyen, Malaysia, den Malediven, Mauretanien, dem Oman, Somalia und Afghanistan. Überwiegende oder große Bevölkerungsanteile muslimischen Glaubens gibt es in der Türkei, in Indonesien, Indien, Nigeria, Äthiopien und Usbekistan. Die Länder mit der in absoluten Zahlen größten muslimischen Bevölkerung liegen, obgleich dies leicht übersehen wird, in Süd- und Südostasien. Allein die Staaten Indonesien (179 Mio.), Pakistan (143 Mio.), Bangladesch (103 Mio.) und Indien (136 Mio.) zählen mehr als die Hälfte der muslimischen Weltbevölkerung.
K. Lückemeier, E. Astor

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