Europa - Würm-/Weichselkaltzeit (vor 18000 Jahren)

Europa - Europa - Vegetation und Landwirtschaft
978-3-14-100870-8 | Seite 117 | Abb. 2| Maßstab 1 : 40000000

Überblick

Während der letzten Kaltzeit vor rund 18 000 Jahren führten Durchschnittstemperaturen von 4 bis 8 °C unter den heutigen Werten zu kräftigen Gletschervorstößen in den Alpen und einem Vordringen der skandinavischen Inlandeismassen. Aufgrund der klimatischen Veränderungen verschoben sich die Klima- und Vegetationsgebiete in Richtung Äquator: Tundra dominierte in West- und Mitteleuropa, borealer Nadelwald sowie Laub- und Mischwald im Mittelmeerraum. Aus vegetationslosen Ablagerungen des Eises, etwa Moränen- und Schotterfeldern sowie periglazialen Schuttdecken, wurde feiner kalkhaltiger Gesteinsstaub unterschiedlicher mineralischer Zusammensetzung ausgeweht, der als Löss bezeichnet wird. Trotz der unwirtlichen Lebensbedingungen lebten in dieser Periode der Steinzeit bereits Menschen als Sammler und Jäger in Europa.

Kaltzeiten traten nicht nur im Pleistozän, sondern bereits in früheren Epochen der Erdgeschichte auf, etwa im Präkambrium und Perm. Das letzte Kaltzeitalter begann vor mehr als 2,5 Mio. Jahren und endete mit dem Rückzug der Gletscher der Weichsel-/Würm-eiszeit, die noch vor rund 9000 Jahren weite Teile der Skanden bedeckten. Im nördlichen Alpenvorland werden die vier jüngsten Kaltzeiten innerhalb des Pleistozäns nach Flüssen als Günz-, Mindel-, Riß- und Würmeiszeiten bezeichnet. In Norddeutschland ist eine der alpinen Günzeiszeit zeitlich entsprechende Phase nicht sicher nachgewiesen. Vermutlich haben spätere Eisvorstöße in der Elster-, Saale- und Weichseleiszeit frühe glaziale Spuren überformt.

Die großen pleistozänen Eisvorstöße haben das Relief der deutschen Landschaft stark geprägt, wobei es starke Unterschiede zwischen Norddeutschland und dem Alpenraum gibt. Im nordischen Glazial sind es vorwiegend Akkumulationen von feinem und auch sehr grobem Material, beispielsweise Findlingen, die durch die von Skandinavien vorstoßenden Eismassen verfrachtet wurden. Diese Akkumulationen sind durch Abtragung und durch Urstromtäler überformt worden. Das präglaziale Relief wurde in weiten Teilen durch Moränenschutt verdeckt.

In den Alpen wirkten die Gletscher hingegen ausräumend und erzeugten dadurch das charakteristische Hochgebirgsrelief. Bedingt durch das Absinken der klimatischen Schneegrenze breiteten sich Talgletscher aus, deren Gletscherzungen auch das Alpenvorland bedeckten. Ihren weitesten Vorstoß markieren heute die Endmoränenzüge.

Norddeutschland in den Grundzügen vergleichbar, entstand im Alpenvorland ein glazialer Formenschatz besonderer Regelhaftigkeit, die sogenannte glaziale Serie. Mit jedem Gletschervorstoß breitete sich das Eis über Ablagerungen der jeweils vorhergehenden Kaltzeit aus. Unter dem Gletscher bildete sich eine Geschiebe führende Grundmoräne aus, am Eisrand (Stillstandlage) eine Endmoräne, davor durch austretende Schmelzwässer aufgeschüttete Schotterebenen (in Norddeutschland: Sander) und schließlich Entwässerungsrinnen (in Norddeutschland: Urstromtäler); in letzteren sammelten sich die Schmelzwässer. In Norddeutschland vereinten sich diese mit dem Wasser der von Süden kommenden Flüsse, um parallel zum Eisrand ins Meer zu fließen.

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In diesem Video des NABU e. V. wird u. a. erläutert, wie sich Vegetation und Temperatur in Europa seit der letzten Kaltzeit verändert haben.