Großraum Halle/Saale 1950/2007

Sachsen-Anhalt - Wirtschaft
978-3-14-100761-9 | Seite 8 | Abb. 2| Maßstab 1 : 200000

Informationen

Mit rund 235 000 Einwohnern ist Halle (Saale) die größte Stadt von Sachsen-Anhalt. Neben der Hauptstadt Magdeburg und Dessau-Roßlau ist Halle das dritte Oberzentrum des Bundeslandes. Gemeinsam mit dem im benachbarten Sachsen liegenden Leipzig bildet die Stadt einen Eckpunkt des Ballungsraums "Metropolregion Sachsendreieck".

Halle (Saale) zu Zeiten der DDR
Mit einigen Eingemeindungen wuchs die Zahl der Bürger in Halle bis zum Jahr 1900 auf 157 000. Vor dem Zweiten Weltkrieg stand die Marke bei 220 000, die bereits ein Jahr nach Kriegsende wieder erreicht wurde. Die Karte zeigt das Stadtgebiet, bevor 1950 die Stadt Ammendorf sowie 14 Gemeinden nach Halle eingemeindet wurden. Damit hatte Halle fast 290 000 Einwohner. Bis zum Ende der DDR ging die Zahl auf 231 000 zurück. Verantwortlich für den Bevölkerungsverlust war u. a. das ab Mitte der 1960er-Jahre verwirklichte Neubaugebiet westlich der Stadt: Halle-Neustadt. In der eigenständigen Stadt lebten 1981 rund 93 000 Menschen.
Rund um die Stadt, die seit 1952 Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks war, wurde auf relativ kleinen Flächen Braunkohle abgebaut, z. B. in den Gruben Hermine Henriette südöstlich des Stadtgebiets. Der Standort Halle-Merseburg war außerdem durch die chemische Industrie geprägt, vorrangig durch die VEB Chemischen Werke Buna in Schkopau. Dort waren in den besten Zeiten 18 000 Menschen beschäftigt, der Werbeslogan "Plaste und Elaste aus Schkopau" war jedem DDR-Bürger geläufig. Ab dem Ende der 1950er-Jahre stiegen die Werke zum weltweit größten Carbid-Produzenten auf.
Mit dem im Nordosten liegenden Bitterfeld, dem südlichen Leuna und dem östlichen Leipzig bildete Halle/Merseburg das sogenannte mitteldeutsche Chemiedreieck. In der Karte fällt in Ammendorf außerdem die Signatur für Schienenfahrzeugbau auf. 1952 wurde der Betrieb in die VEB Waggonfabrik Ammendorf umbenannt, die in erster Linie für den sowjetischen Markt produzierte.

Halle (Saale) im Jahr 2007
Unmittelbar nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Halle-Neustadt nach Halle eingemeindet, was der Stadt den historischen Bevölkerungshöchststand von rund 310 000 Menschen bescherte. Bis 2007 hatte Halle jedoch einen Bevölkerungsrückgang auf 235 000 Menschen zu beklagen. Auch die Prognosen sind düster: 2020 werden voraussichtlich nur noch 195 000#150;206 000 Menschen in der Stadt leben.
Die Zeiten des Braunkohlentagebaus sind vorüber, rekultivierte Flächen erinnern daran. Ansonsten ist die Stadt ein bedeutender Wirtschaftsstandort geblieben. Mit den Autobahnen A 14 sowie A 38 und A 143 wurde die Verkehrsinfrastruktur deutlich verbessert. Die Chemischen Werke Buna wurden saniert und modernisiert und werden heute von einem Tochterunternehmen des US-amerikanischen Konzerns Dow Chemical betrieben. Zu den Standortvorteilen für Industrieunternehmen zählt die Nähe zu Einrichtungen der Forschung und Entwicklung. In Halle finden sich z. B. die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie, die Max-Planck-Forschungsstelle für Enzymologie der Proteinfaltung und das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik. Der modernen Forschung hat sich ebenfalls der 2004 eröffnete Technologiepark "weinberg campus" verschrieben.
D. Falk

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