Absolutismus in Europa um 1740

Europa - Europa - Neuzeit
978-3-14-100770-1 | Seite 90 | Abb. 2| Maßstab 1 : 24000000

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Die europäische Neuzeit von 1570 bis 1848 ist eine Epoche zahlreicher Kriege. Sie ist aber auch eine Zeit, in der die Kirche ihre Herrschaftsposition räumen musste, in der aus den Untertanen Bürger wurden, in der sich die Gesellschaft permanent modernisierte, in der die Wirtschaft rationalisiert wurde und in der Wissenschaftler und Künstler bedeutende Leistungen hervorbrachten.

Zeitalter des Absolutismus
Europa befand sich um 1740 inmitten einer Epoche kriegerischer Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in Europa bzw. Deutschland. 1713/14 war mit den Friedensschlüssen von Utrecht und Rastatt der Spanische Erbfolgekrieg (ab 1701) zwischen den Bourbonen und Habsburgern beendet worden, der sich zu einem europäischen Krieg entwickelt hatte. Philipp V., ein Bourbone, musste versprechen, für alle Zeiten auf die französische Erbfolge zu verzichten und wurde dafür als spanischer König anerkannt. Das habsburgische Österreich erhielt u. a. die Spanischen Niederlande, Mailand und Florenz. Die Briten erhielten von Frankreich Kolonialbesitz in Nordamerika und von Spanien Gibraltar und Menorca. Überdies setzten sie ein Monopol für den Sklavenhandel nach Amerika durch. Preußen erhielt einen Teil Obergelderns sowie das Fürstentum Neuenburg und wurde als Königreich anerkannt. Im Nordischen Krieg unter Friedrich Wilhelm I. erwarb es wenig später noch Vorpommern. Die Habsburger mussten 1735 Neapel und Sardinien an die spanischen Bourbonen abtreten und verloren nach dem Polnischen Erbfolgekrieg auch Lothringen.
In Preußen bestieg 1740 König Friedrich II. (später "der Große") den Thron, während die erst 23-jährige Maria Theresia die Regierungsgeschäfte im Erzherzogtum Österreich sowie den Königreichen Böhmen und Ungarn übernahm. Nach dem Tod Kaiser Karls VI., dem Vater Maria Theresias, hatten Bayern, Spanien und Sachsen mit der Unterstützung Frankreichs versucht, Erbansprüche geltend zu machen. Friedrich II. nutzte die Gunst der Stunde und rückte in Schlesien ein (1. Schlesischer Krieg). Wenig später fielen sächsische und französisch-bayerische Truppen in Böhmen und spanische in Italien ein und eröffneten damit den Österreichischen Erbfolgekrieg (bis 1748). Mit der Einnahme Schlesiens erhob Friedrich II. Preußen in den Rang einer europäischen Großmacht. Maria Theresia musste mit dem Frieden von Dresden, der den 2. Schlesischen Krieg (1744/45) beendete, schließlich auf Schlesien sowie im Frieden von Aachen (1748) endgültig auf die oberitalienischen Besitzungen Piacenza und Parma verzichten, behauptete sich aber in den habsburgischen Erblanden.
Um 1740 waren die christlichen Staaten Europas bis auf wenige Ausnahmen (Großbritannien und Irland, Niederlande, Schweiz, Republik Venedig, Kirchenstaat) absolutistisch regiert.

Kennzeichen des Absolutismus
Kennzeichen des Absolutismus ist, dass der Herrscher ungeteilte Staatsgewalt beansprucht. Der Absolutismus beerbte das Feudalsystem und schuf die Bedingungen für den modernen National- und Verwaltungsstaat. Sein wichtigstes Merkmal war die politische Neutralisierung des Adels, der durch militärische und diplomatische Posten entschädigt und mit großzügigen Renten und Pensionen besänftigt, aber unwiderruflich entmachtet wurde. Es entstand ein zentralisierter Behördenapparat. Dessen Beamte mussten versuchen, den immens steigenden Geldbedarf des Hofes und des stehenden Heeres durch eine Wirtschaftspolitik zu decken, die staatliche Wirtschaftslenkung mit der Förderung von Export, Gewerbe und Landwirtschaft kombinierte (Merkantilismus), um zu einer aktiven Handelsbilanz und höheren staatlichen Einnahmen zu kommen. Ihren Höhepunkt erreichte diese frühe Form des Absolutismus unter dem französischen "Sonnenkönig" Ludwig XIV. Dessen Regierungszeit (1661−1715) endete allerdings vor allem aufgrund hoher Kriegskosten mit dem Staatsbankrott. Sein Schloss in Versailles wurde nichtsdestotrotz Vorbild für zahlreiche barocke Schlossbauten in Europa.
K. Lückemeier, E. Astor

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